figure humaine kammerchor
Denis Rouger, Leitung
20.09.2024: Stiftskirche Stuttgart (Stunde der Kirchenmusik)
22.09.2024: Pauluskirche Heidenheim an der Brenz
13.10.2024: Stadtkirche Murrhardt
figure humaine kammerchor
Denis Rouger, Leitung
Philippe Mazé (*1954)
Gabriel Fauré (1845-1924)
Wilhelm Berger (1861-1911)
Robert Schumann (1810-1856)
Philippe Mazé
* Bearbeitung für fünfstimmigen Chor a cappella Denis Rouger
Messe brève à double choeur à Thaïs :
1. Kyrie
2. Gloria
3. Sanctus
4. Agnus Dei
Ave verum *
En prière *
Trost der Nacht Op. 25/6
Von ferne klingen Glocken Op. 103/3
Die Capelle am Strande
Die Capelle Op. 69/6
Am Bodensee Op. 59/2
An die Sterne Op. 141
Trois Choeurs mystiques :
1. Hymne
2. Cantique des Créatures (UA)
3. Prière
Aus „Trois psaumes de David“:
Psaume 8 (Andante – Toccata – Andante) (UA)
Philippe Mazé (*1954)
Messe brève à double choeur à Thaïs :
1. Kyrie
2. Gloria
3. Sanctus
4. Agnus Dei
Gabriel Fauré (1845-1924)
Ave verum *
En prière *
Wilhelm Berger (1861-1911)
Trost der Nacht Op. 25/6
Von ferne klingen Glocken Op. 103/3
Die Capelle am Strande
Robert Schumann (1810-1856)
Die Capelle Op. 69/6
Am Bodensee Op. 59/2
An die Sterne Op. 141
Philippe Mazé
Trois Choeurs mystiques :
1. Hymne
2. Cantique des Créatures (UA)
3. Prière
Aus „Trois psaumes de David“:
Psaume 8 (Andante – Toccata – Andante) (UA)
* Bearbeitung für fünfstimmigen Chor a cappella Denis Rouger
Die Vokalmusik des französischen Komponisten Philippe Mazé [mazˈe] (*1954) ist von liturgischen, biblischen oder auch poetischen Texten inspiriert. Mazé gehört keiner strengen kompositorischen Strömung an. Seine Werke sind mal sehr zugänglich für das Ohr, mal musikalisch etwas provozierend, stets jedoch das Ergebnis einer Introspektion und eines ständigen Hinterfragens. Aus der langjährigen Freundschaft zwischen Philippe Mazé und Denis Rouger entstand eine langfristige künstlerische Zusammenarbeit zwischen den Sänger:innen des figure humaine kammerchor und einem der interessantesten französischen Komponisten für Vokalmusik unserer Zeit. Der Chor hat mehrere seiner Werke aufgeführt, wie auch heute Abend das Cantique des Créatures und die Vertonung des 8. Psalms.
Die Messe à double choeur, die den Abend eröffnet, widmete der Komponist seiner Patentochter Thaïs. Die Messe wurde im Sommer 2024 vom figure humaine kammerchor zum ersten Mal eingespielt, zusammen mit weiteren Werken des Komponisten. Die CD wird im Juni 2025 erhältlich sein (Coviello Classics/SWR).
Das geistliche Kunstlied En prière von Gabriel Fauré (dessen Todestag sich dieses Jahr zum 100. Mal jährt) spricht den Wunsch nach der Begegnung mit Gott aus: nach oben gerichtete Arpeggien scheinen das Gebet zum Himmel zu tragen, und als die betende Person verspricht, das Leben für Gott zu geben, verbinden sich „Mensch“ und „Gott“ mit zwei entgegenkommenden Linien in dramatisch gewichtigen Vierteln. Denis Rouger hat dieses schlichte, fast kindische Lied für Chor a cappella bearbeitet, genauso wie das Ave verum, in dem die begleitende Orgelstimme in einen Chor verwandelt wurde.
Die Nacht kann erschreckend wirken, oder auch Trost bringen. Man denke an bekannte, beruhigende Abendlieder, die den Tod als unendlichen Schlaf und Ruhe darstellen. So auch Trost der Nacht von Wilhelm Berger, in dem die Nacht das Leiden mildert und ewigen Frieden bringt. Ebenso doppeldeutig kann Glockengeläut sein: fröhlich oder düster, leise oder laut. Glockengeläut verbindet – oder wie in Wilhelm Bergers Die Capelle am Strande „versöhnt“ – immer wieder die Erde mit dem Himmel: so hört später bei Schumann ein Hirtenknabe in Uhlands Gedicht Die Capelle die Beerdigungsglocken der Wurmlinger Kapelle (die sich bei Tübingen befindet) und unterbricht sein frohes, verträumtes Lied, weil das Läuten auch ihm seine Vergänglichkeit zuflüstert. Schumann verwebt Leben und Tod, die so nah beieinanderliegen wie Traum und Erwachen, in einem Doppelkanon. Glockenklänge nehmen uns in Bergers Von ferne klingen Glocken in traumhafte Welten mit: in beeindruckenden Harmoniefolgen lädt die Musik von Berger ein, die Flügel auszubreiten, vom Waldesodem zu trinken und dann über Tal und Höhen zu fliegen.
Nach der intimen Capelle ist Schumanns Am Bodensee ein dynamischer, meist homophoner Aufruf. In der ersten Strophe setzt ein Liebender die Segel, angezogen vom Abenteuer, dennoch voller Hoffnung auf eine glückliche Rückkehr zu seiner Liebsten. Doch in der zweiten Strophe wird leider klar, dass sie nicht auf ihn gewartet hat… Robert Schumann – dessen Werke Fauré stark geprägt hatten – lässt in An die Sterne nicht nur zwei Chöre aufeinandertreffen, sondern „Welten“. Eben an die Sterne richtet sich die Sehnsucht nach einem fernen, besseren Leben: herabschauende Geister tauchen unvermittelt in den einzelnen Stimmen der beiden Chöre auf, nachdem zuvor ein weiter Nachthimmel homophon aufgespannt wurde.
Drei mystische Chöre und ein Psalm: mit diesen Werken von Philippe Mazé für Chor und ggf. Solopassagen für Bariton endet dieses Programm. Das Cantique des créatures, ein Lobgesang auf Gott und auf seine Schöpfung, auf die vier Elemente sowie auf die menschliche Güte, wird heute uraufgeführt. Die häufige Homophonie wie auch die Dialoge zwischen Frauen- und Männerchor erinnern an die liturgische Inspiration Philippe Mazés, doch beinhaltet der Chorsatz auch klangliche und harmonische Schätze sowie solistische Einsätze des Stuttgarter Baritons Georg Benz. Mit den beiden Werken Hymne und Prière erreicht das Vertrauen in Gott seinen Höhepunkt. Zu keiner Sekunde wird das göttliche Wesen, seine Größe und Barmherzigkeit in Frage gestellt. Sogar das Leid selbst rückt in den Hintergrund, denn das Vertrauen ist so groß, dass die Erlösung unweigerlich kommt. Die schöpferische Kraft des Menschen ist bei Mazé gegenwärtig. Angetrieben von dem ureigenen Vertrauen macht sich der Mensch in Prière zu Maria auf, um bei ihr Trost und Schutz zu suchen. Der abschließende Psalm 8 wurde den Sänger:innen des figure humaine kammerchor sowie Christiane und Denis Rouger gewidmet. Wir dürfen uns auf ein intensives Stück mit klanglichen und rhythmischen Höhepunkten freuen.
Autorin: Isabelle Métrope / figure humaine kammerchor